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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 24. Oktober 2014

FIDO – GUTE TOTE SIND SCHWER ZU FINDEN (2006)

Regie: Andrew Currie, Drehbuch: Robert Chomiak, Dennis Heaton und Andrew Currie, Musik: Don Macdonald
Darsteller: Billy Connolly, K'Sun Ray, Carrie-Anne Moss, Dylan Baker, Henry Czerny, Sonja Bennett, Tim Blake Nelson, Alexia Fast, Rob LaBelle, Jennifer Clement, Tiffany Lyndall-Knight
 Fido
(2006) on IMDb Rotten Tomatoes: 73% (6,5); weltweites Einspielergebnis: $0,4 Mio.
FSK: 16, Dauer: 91 Minuten.
Kanada, Jahrzehnte nach den Zombiekriegen: Das Leben ist nun wieder einigermaßen sicher, zumindest innerhalb der abgeriegelten Gebiete. Außerhalb, in den "wilden Gebieten", kann ein Mensch nicht lange überleben. In den streng bewachten Städten jedoch geht das Leben seinen geregelten Gang, dank der bahnbrechenden Erfindungen der Firma ZomCon gelang es sogar, die Zombies zu domestizieren. Nahezu jeder Haushalt hat mindestens einen von ihnen, um einfache Arbeiten verrichten zu lassen; auch Postbote und Milchmann sind in dieser schönen neuen Welt Untote. Familienvater Bill Robinson (Dylan Baker, "Trick 'r Treat") findet diese Art der Zombifizierung der Gesellschaft allerdings gar nicht gut. Er fürchtet und haßt Zombies, und so muß seine vernachlässigte Frau Helen (Carrie-Anne Moss, "Pompeii") ihren ganzen Charme spielen lassen, um ihn doch davon zu überzeugen, einen solchen gezähmten Zombie in den Haushalt aufzunehmen. Und damit wären wir bei Fido (Billy Connolly, "Last Samurai"). Nach anfänglicher Skepsis freundet sich Bill und Helens Sohn Timmy (K'Sun Ray) richtiggehend mit dem neuen Haus-Zombie an, nachdem dieser ihn vor zwei fiesen Schulkameraden rettet. Dann unterläuft Fido ein tödlicher Fehler. Doch da Timmy seinen neuen Freund nicht verlieren will, deckt er ihn – und setzt so eine Kette tragischer Zwischenfälle in Gang ...

Kritik:
Ja, "Fido" ist eine Zombie-Komödie. Noch eine. Als der kanadische Regisseur Andrew Currie den Film 2006 in die Kinos brachte (leider fast nur auf Festivals), waren Zombie-Filme jedoch generell noch nicht ganz so zahlreich wie sie es seit dem gewaltigen Erfolg der Comic- und TV-Serie "The Walking Dead" sind. Seitdem wimmelt es vor allem im B- und C-Movie-Bereich nur so vor Untoten in den verschiedensten Genres – und die meisten dieser Machwerke sind alles andere als sehenswert. "Fido" hat damit zum Glück überhaupt nichts tun, sondern fügt sich neben bekannteren Genrevertretern wie "Shaun of the Dead" oder "Zombieland" in die eher kurze Reihe der gelungenen Zombie-Komödien ein.

Schon der Prolog, in dem ein Schwarz-Weiß-Werbefilm der Firma ZomCon zu sehen ist, läßt erahnen, welche im besten Sinne durchgeknallte Achterbahnfahrt dem Publikum bevorsteht. Regisseur Currie nimmt vor allem zu Beginn des Films – dessen Setting an eine alternative Version der 1950er Jahre erinnert – diese sterile, nur scheinbar heile Plastikwelt kräftig auf die Schippe und sorgt damit neben einer (nur halb) augenzwinkernden Gesellschaftskritik – am offensichtlichsten erkennbar anhand der Nutzung der Zombies als billige Arbeitskräfte – für zahlreiche schwarzhumorige Lacher. Da paßt es wunderbar ins Bild, wenn die arme Helen vom untoten Fido mehr Aufmerksamkeit erfährt als von ihrem eigenen Gatten, der Gefühle für eine große Charakterschwäche hält. Das beweist er unter anderem mit seiner (aus dem Gedächtnis zitierten) gutgelaunten Erwiderung auf Helens Enthüllung, daß sie wieder schwanger ist (was eigentlich bereits jeder sehen kann): "Ach Quatsch, Liebling, du hast nur zugenommen!"

Dylan Baker und vor allem Carrie-Anne Moss spielen ihre schrägen Rollen hervorragend und mit sichtlichem Spaß an ihrer Arbeit. Auch Henry Czerny ("Der Exorzismus von Emily Rose", TV-Serie "Revenge") als cowboyartiger Sicherheitschef der Stadt und Tim Blake Nelson ("Der unglaubliche Hulk") in einer kultigen Nebenrolle, die ich nicht spoilern möchte, überzeugen, ebenso wie Newcomer K'Sun Ray als Timmy; doch das große Highlight von "Fido" ist die Performance des in England sehr beliebten Comedians und Gelegenheits-Schauspielers Billy Connolly. Seine (bis auf gelegentliches Grunzen) stumme, aber dennoch sehr ausdrucksstarke und hochgradig komische Darstellung des Fido ist ein wahrer Genuß und trägt den gesamten Film!

Zugegeben: Die eigentliche Handlung von "Fido" ist ziemlich dünn. Letztlich konzentriert sich das Drehbuch vor allem darauf, möglichst jeden Gag an den Mann zu bringen, den man sich zu der ungewöhnlichen Prämisse nur vorstellen kann. Aber das funktioniert ausgezeichnet. Nicht umsonst wurde "Fido" in seiner Heimat mit Preisen überhäuft: Die schwarze Komödie macht einfach tierisch Laune und strotzt vor irren Ideen. Dabei wird Slapstick nach Herzenslaune mit beißender Satire und wunderbar fiesen Dialogen vermischt, und irgendwie gelingt es dem Film immer, noch einen weiteren amüsanten Gag aus irgendeiner Ecke hervorzubefördern, wo man ihn absolut nicht erwartet hätte. Dazu sind sämtliche Figuren (selbst die eigentlich "bösen") so herrlich skurril und erkennbar mit Herz gestaltet, daß man sich einfach wohlfült. Entsprechend wird auf Geschmacklosigkeiten weitgehend verzichtet, selbst die zwangsläufig blutigen Zombie-Attacken sind recht dezent gehalten. Dezent genug jedenfalls, daß es sogar in Deutschland zu einer Jugendfreigabe gereicht hat.

Fazit: "Fido – Gute Tote sind schwer zu finden" ist eine ausgesprochen vergnügliche Zombie-Komödie mit einer spielfreudigen, sehr sympathischen Besetzung und gelungenen Gags am laufenden Band, die die recht dünne Handlung problemlos verzeihen lassen.

Wertung: 8,5 Punkte.


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