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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 5. November 2013

THOR – THE DARK KINGDOM (3D, 2013)

Originaltitel: Thor – The Dark World
Regie: Alan Taylor, Drehbuch: Christopher L. Yost, Christopher Markus und Stephen McFeely, Musik: Brian Tyler
Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tom Hiddleston, Sir Anthony Hopkins, Rene Russo, Christopher Eccleston, Idris Elba, Stellan Skarsgård, Kat Dennings, Chris O'Dowd, Jaimie Alexander, Zachary Levi, Ray Stevenson, Tadanobu Asano, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Alice Krige, Clive Russell, Tony Curran, Talulah Riley, Stan Lee, Chris Evans, Benicio del Toro
 Thor: The Dark World
(2013) on IMDb Rotten Tomatoes: 66% (6,2); weltweites Einspielergebnis: $644,8 Mio.
FSK: 12, Dauer: 112 Minuten.
Nachdem Thor (Chris Hemsworth, "The Cabin in the Woods") gemeinsam mit einigen weiteren Superhelden in "The Avengers" seinen intriganten Bruder Loki (Tom Hiddleston, "Gefährten") besiegt hat, wird dieser auf Befehl seines Vaters Odin (Sir Anthony Hopkins, "Ich sehe den Mann Deiner Träume") in den Kerker von Asgard gebracht, wo er den Rest seines Jahrtausende währenden Lebens verbringen soll. Thor sorgt unterdessen mit den Truppen von Asgard dafür, daß sich alle neun Welten zumindest so weit unterwerfen, daß Frieden herrscht, und kehrt als umjubelter Held zurück. Alles scheint also perfekt zu sein, doch zum Unwillen seines Vaters kann Thor einfach seine menschliche Freundin Jane Foster (Natalie Portman, "Black Swan") nicht vergessen. Seit zwei Jahren hat er sie nicht mehr gesehen, doch Heimdall (Idris Elba, "Pacific Rim"), der alles sehende Wächter Asgards, behält sie für ihn stets im Auge. Umso beunruhigender ist es, als Heimdall Jane eines Tages in keiner der neun Welten finden kann – erst einige Stunden später taucht sie wieder auf der Erde auf und wird von Thor prompt in seine Heimat gebracht, um sie dort untersuchen zu lassen. Und tatsächlich: Jane hat unwissentlich eine seit Ewigkeiten versteckte und extrem mächtige Waffe namens "Äther" absorbiert, die sie zu vernichten droht, wenn sie sie nicht schnell wieder loswird. Damit jedoch nicht genug: Die Rückkehr des Äthers in die neun Welten hat auch den seit Äonen totgeglaubten Dunkelelf Malekith (Christopher Eccleston, "Song for Marion"), den Erzfeind Asgards, mit seinen letzten Getreuen aus dem Tiefschlaf geweckt. Mit einem Überraschungsangriff auf Asgard will er den Äther in seine Gewalt bringen und anschließend alle neun Welten vernichten ...

Kritik:
Auch bei "Thor – The Dark Kingdom" bleiben die Mächtigen des Comicuniversums von Marvel ihrer Linie treu, mutige Entscheidungen im kreativen Bereich zu treffen. Vor allem bei den Regisseuren der einzelnen "Avengers"-Filme (aber teilweise auch inhaltlich wie bei der von Comicfans nicht sehr gnädig aufgenommenen Enthüllung rund um den Bösewicht "Mandarin" in "Iron Man 3") ist eine überraschende Personalauswahl fast schon zur Regel geworden. Bereits 2003 engagierte man für "Hulk" den gefeierten Arthouse-Regisseur Ang Lee und ließ sich auch vom kommerziellen Mißerfolg dieses Versuchs nicht entmutigen: Es folgte der bis dahin vor allem als Schauspieler bekannte Jon Favreau auf dem Regiestuhl von "Iron Man" und "Iron Man 2", an "Thor" durfte sich der britische Shakespeare-Experte Kenneth Branagh versuchen und das Megaprojekt "The Avengers" vertraute man mit Joss Whedon einem Mann an, der zwar durch seine TV-Serien von "Buffy" bis "Firefly" eine riesige Fanschar angesammelt hatte, als Kinoregisseur jedoch sehr wenig Erfahrung vorweisen konnte. Im Gegensatz zu Lees "Hulk" erwiesen sich die späteren Regie-Experimente allesamt als sehr erfolgreich, insofern muß es nicht verwundern, daß Marvel an der Strategie festhält und den zweiten Thor-Film sogar einem Kino-Regiedebütanten überließ. Schließlich konnte sich Alan Taylor als Regisseur zahlreicher qualitativ hochwertiger TV-Serien einen guten Namen erwerben, doch ausschlaggebend für sein Engagement bei "Thor – The Dark Kingdom" dürfte seine vielgelobte Arbeit am Fantasyepos "Game of Thrones" gewesen sein. Erfreulicherweise zahlt sich Marvels Personalpolitik ein weiteres Mal aus, denn Thors zweites Solo-Abenteuer entpuppt sich als höchst unterhaltsamer Mix aus Fantasy und Science Fiction á la "Star Wars".

Im Vergleich zu "Thor", der ab dem zweiten Drittel größtenteils auf der Erde spielte, ist das fantastische Element von "The Dark Kingdom" nämlich deutlich stärker ausgeprägt. Das dürfte die meisten Zuschauer erfreuen, schließlich sind die exotischen übrigen acht Welten, die Thor und seine Freunde zusätzlich zur Erde bereisen können, ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den anderen Superhelden. Regisseur Taylor und sein Kameramann Kramer Morgenthau ("Das perfekte Verbrechen") nutzen die sich ihnen so bietenden Möglichkeiten genußvoll aus und begeistern das Publikum mit eindrucksvollen, majestätischen Panorama-Kamerafahrten über die prachtvollen Gebäude von Asgard, die fast ein bißchen "Der Herr der Ringe"-Feeling aufkommen lassen. Die Kulissen wirken dabei etwas weniger steril als im Vorgänger, auch die deutlich verbesserte 3D-Qualität (die aber noch immer nicht "Life of Pi"- oder "Gravity"-Niveau erreicht) ist von Vorteil. Nicht ganz so gelungen – und auch das ist letztlich typisch für die "Avengers"-Filme – ist die Story, die zwar mit ein paar Überraschungen aufwarten kann, im Kern aber als ziemlich simple Rache- bzw. Welteroberungsstory daherkommt. Das ist weder überraschend noch schlimm, schließlich handelt es sich um eine teure Großproduktion, die auf ein Massenpublikum zielt, da kann man im Normalfall nicht mit einer richtig ausgefallenen und tiefgehenden Handlung rechnen. Aber im Rahmen dessen, was für einen solchen Superhelden-Blockbuster möglich ist, erfüllt die phasenweise sogar sehr emotionale Handlung von "Thor – The Dark Kingdom" problemlos ihren Zweck und ermöglicht es, die zentralen Figuren, den Humor und die Action voll zur Geltung kommen zu lassen.

Eine der größten Stärken der "Avengers"-Reihe ist mit Sicherheit, daß die Filmemacher ein zusammenhängendes, kohärentes Superhelden-Universum mit einer Unzahl an markanten und fast ausnahmslos gut besetzten Figuren geschaffen haben, die im Grunde genommen jederzeit in jedem Film der Reihe auftauchen können. Natürlich sind die meisten Personen grundsätzlich einem bestimmten Superhelden "zugeordnet" – so gehört Pepper Potts untrennbar zu Iron Man und Jane Foster zu Thor –, aber "Crossovers" sind immer möglich und werden gerne von den Verantwortlichen verwendet, um die Identifikation des Publikums mit der gesamten Reihe aufrechtzuerhalten oder sogar zu erweitern (und natürlich auch, um die Wahrscheinlichkeit zu gehören, daß jemand, der z.B. eigentlich nur "Captain America"-Fan ist, sich auch einen "Iron Man"-Film anschaut). Da macht "The Dark World" keine Ausnahme und sorgt für eine sehr amüsante Szene, die an dieser Stelle nicht gespoilert werden soll; doch das Hauptaugenmerk liegt selbstverständlich auf den aus dem Vorgänger bekannten Charakteren. Hier wurden die Akzente ein wenig verschoben, um alle zu ihrem Recht kommen zu lassen. Die im ersten Teil sträflich unterforderte Rene Russo ("Die Thomas Crown Affäre") hat diesmal in ihrer Rolle als Thors und Lokis liebevolle Mutter Frigga wesentlich mehr zu tun, auch Heimdalls Rolle wurde ausgeweitet. Dagegen bleiben Thors Freunde und Kampfgefährten Sif (Jaimie Alexander, "The Last Stand"), Volstagg (Ray Stevenson, "G.I. Joe – Die Abrechnung"), Fandral (Zachary Levi, TV-Serie "Chuck") und Hogun (Tadanobu Asano, "Der Mongole") eher im Hintergrund – allerdings haben die Drehbuch-Autoren sorgfältig darauf geachtet, daß sie jeweils mindestens eine gute Szene haben, in der sie glänzen können. Und auf der Erde sorgen der noch von seinem "Zusammentreffen" mit Loki in "The Avengers" geprägte Dr. Selvig (Stellan Skarsgård, "Melancholia") und Janes Praktikantin Darcy (Kat Dennings aus der Comedyserie "2 Broke Girls") – die sich inzwischen selbst einen Praktikanten (Chris O'Dowd, "Brautalarm") zugelegt hat – für etliche lustige Szenen.

Mit den Hauptfiguren wird jedoch logischerweise noch deutlich pfleglicher umgegangen. Thors Beziehung zu Jane vertieft sich und entwickelt ein paar neue Facetten, Gleiches gilt für sein Verhältnis zu Loki, dessen Unterstützung Thor im Handlungsverlauf zähneknirschend in Anspruch nehmen muß. Überhaupt Loki: Der auch dank Tom Hiddlestons grandios süffisanter Verkörperung in Windeseile zum Fanliebling aufgestiegene Antagonist von "Thor" und "The Avengers" erweist sich erneut als absoluter "scene stealer" und darf dieses Mal sogar ein paar sympathischere Wesenszüge zeigen, ohne dabei die Ambivalenz, die diese Figur ausmacht, zu verlieren. Alleine Lokis trockene Kommentare zu Thors Flugkünsten bei ihrem gemeinsamen überstürzten Aufbruch aus Asgard in einem gekaperten Dunkelelfen-Raumschiff in der zweiten Filmhälfte sind das Eintrittsgeld schon wert. Leiden unter der Figurenfülle muß allerdings der neue Oberschurke Malekith, der zwar recht bedrohlich daherkommt und ein paar gute Szenen hat, aber trotz Ecclestons guter Darstellung vom Drehbuch einfach nicht genügend Material zur Verfügung gestellt bekommt, um sich nachhaltig in Erinnerung zu bringen. Das ist schade, aber einen so großartigen Bösewicht wie Loki kann man eben nicht ständig einfach so aus dem Ärmel schütteln ...

Dennoch sorgt Malekith nach rund 110 äußerst kurzweiligen Minuten noch für einen rasanten Showdown, in dem die Übergänge zwischen den neun Welten verschwimmen und die Kämpfe deshalb immer wieder einen sehr ungewöhnlichen Verlauf nehmen. Das ist gewitzt und wirkt wie eine Mischung aus der kultigen britischen TV-Serie "Doctor Who" und dem Finale von "The Avengers" – was will man mehr? Insgesamt ist "Thor The Dark Kingdom" angesichts der recht konventionellen und manchmal auch etwas holprig erzählten Handlung wahrscheinlich nicht der beste der Solo-"Avengers"-Filme, aber für mich ist er definitiv der unterhaltsamste bisher. Übrigens gibt es dieses Mal sogar zwei zusätzliche Szenen: Die erste kommt nach dem ersten Teil des Abspanns und leitet auf das nächstjährige Weltraumspektakel "Guardians of the Galaxy" hin, die zweite folgt ganz am Ende und stellt (vermutlich) die Weichen für eine Episode der neuen TV-Serie "Agents of S.H.I.E.L.D.".

Fazit: "Thor – The Dark Kingdom" ist ein nicht allzu originelles, aber extrem unterhaltsames Fantasy/SF/Superhelden-Abenteuer mit spektakulären Kulissen, sympathischen Figuren und jeder Menge Humor.

Wertung: 8,5 Punkte.


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