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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 1. Oktober 2013

MAKKHI – DIE RACHE DER FLIEGE (2012)

Originaltitel: Eega
Regie und Drehbuch: S.S. Rajamouli, Musik: M.M. Keeravani
Darsteller: Nani, Sudeep, Samantha Ruth Prabhu, Santhanam, Adithya, Devadarshini Chetan, Thagubothu Ramesh, Abhriam
 Eega
(2012) on IMDb Rotten Tomatoes: -; weltweites Einspielergebnis: mindestens $19,0 Mio.
FSK: 12, Dauer: 129 Minuten.
Seit zwei Jahren versucht Jani (Nani), das Herz der schönen Bindhu zu gewinnen, die für eine wohltätige Organisation arbeitet. Bindhu zeigt ihm stets die kalte Schulter, das allerdings so konsequent, daß Jani sicher ist, daß sie ihn in Wirklichkeit sehr mag. Zu seinem Glück liegt er damit richtig, denn seine hartnäckigen Werbungsversuche überschreiten bisweilen schon die Grenze zum Stalking. Als Bindhu Jani endlich gesteht, daß sie seine Gefühle erwidert, ist dieser verständlicherweise überglücklich. Allerdings nicht lange. Denn er steht dem ebenso reichen wie skrupellosen Geschäftsmann Sudeep (Sudeep) im Wege, dessen gewaltiges Ego es nicht ertragen kann, von einer Frau abgewiesen zu werden. Also bringt er Jani kurzerhand um, läßt es aber wie einen Unfall aussehen. Damit wäre die Geschichte eigentlich zu einem traurigen Ende gelangt, würde sie nicht in Indien spielen. Denn Jani wird kurz darauf als Fliege wiedergeboren! Zunächst ist er genügend damit beschäftigt, in seiner neuen Gestalt am Leben zu bleiben; schon bald erkennt er jedoch, daß eine Fliege sehr wohl einen erwachsenen Mann an den Rand des Wahnsinns oder sogar darüber hinaus treiben kann ...

Kritik:
Und der OSCAR für die beste Filmidee aller Zeiten geht an ... "Makkhi – Die Rache der Fliege"! Nun gut, eine solche Auszeichnung gibt es nicht, aber für "Makkhi" müßte man sie eigentlich erfinden. Die hinduistische Musical-Rachestory mit einer gewöhnlichen indischen Stubenfliege als Protagonist ist dermaßen herrlich durchgeknallt, daß man phasenweise kaum noch aus dem Lachen herauskommt. Zugegeben, ganz neu ist die Sache mit der Fliege natürlich nicht, schließlich gibt es schon Original und Remake (samt Fortsetzung) von "Die Fliege". Aber dort ging es um einen Wissenschaftler, der sich durch ein Unglück in einen monströsen Mensch-Fliegen-Hybrid verwandelte. In "Makkhi" dagegen ist die Hauptfigur (nach ihrem verfrühten Ableben) tatsächlich und schlicht und ergreifend eine Stubenfliege. Nicht sehr monströs. Aber irre witzig.

Anfangs ist das kaum zu erwarten, denn in der ersten halben Stunde entwickelt sich "Makkhi" wie ein ziemlich typischer Bollywood-Film (soweit ich das beurteilen kann, denn mit dieser Art von Filmen habe ich nicht wirklich viel Erfahrung), in dem eine schmalzige Liebesgeschichte und teilweise ziemlich unmotiviert eingestreut wirkende Gesangseinlagen dominieren. Das ist keineswegs schlecht gemacht, könnte aber durchaus vor allem männliche Zuschauer schnell vergraulen, wenn sie nicht wissen, was nach diesem ziemlich gewöhnlichen ersten Akt auf sie zukommen wird. Dramaturgisch gesehen ist es aber vollkommen richtig, daß sich Regisseur Rajamouli recht viel Zeit für den Einstieg läßt, denn immerhin muß er in diese 30 Minuten nahezu die gesamte Figurenzeichnung und -konstellation des Films legen. Schließlich ist es schwierig, das anschließend aus der Perspektive einer Fliege zu tun, deren schauspielerische Möglichkeiten sich selbst mit Computertechnik verständlicherweise in Grenzen halten. Insofern erfüllt der ausführliche Auftakt von "Makkhi" seinen Zweck hervorragend, denn man lernt Jani als romantischen, sympathischen und ungemein hartnäckigen Taugenichts kennen, Bindhu als herzensgute Traumfrau und Sudeep als fiesen Fiesling. Das ist keine originelle Konstellation, für eine komödiantische Rachegeschichte reicht sie aber locker aus.

Was nach Janis Tod geschieht, das läßt sich ehrlich gesagt kaum beschreiben, das muß man einfach gesehen haben. Die wirklich putzig animierte Fliege wirkt zwar häufig nicht gerade realistisch, aber darauf hat es Rajamouli offensichtlich auch nicht angelegt, denn er läßt die Fliege immer stärker menschliche Gestik (samt "Becker-Faust" nach gelungenen Aktionen!) und Geräusche imitieren – was mit dem kleinen Fliegenkörper unglaublich witzig rüberkommt und immer wieder für Lacher im Publikum sorgt. Auf diese Weise kann der wiedergeborene Jani schließlich sogar Kontakt zu Bindhu aufnehmen und mit ihr interagieren. Den größten skurrilen Unterhaltungswert haben aber selbstverständlich die ausdauernden Versuche der intelligenten Fliege, Bösewicht Sudeep in den Tod oder doch zumindest in den Wahnsinn zu treiben. Die angewandten Ideen sind teils dermaßen phantasievoll, daß ich sie an dieser Stelle wirklich nicht verraten will, aber Fakt ist: Da bleibt kein Auge trocken. Sudeep läuft in dieser Phase zu großer komödiantischer Form auf – obwohl er ja meist nicht mit anderen Schauspielern interagieren kann, bringt er den zunehmenden (und vollkommen berechtigten) Verfolgungswahn seiner Figur, der seine Umwelt ratlos zurückläßt, hervorragend rüber und holt gleichzeitig zum immer monumentaleren Gegenschlag aus. Zugegebenermaßen walzt Rajamouli die Grundidee bei einer Dauer von 130 Minuten (auch wenn die für indische Filme eher gering ist) etwas zu sehr aus und die dramaturgische Entwicklung ist absolut vorhersehbar. Trotzdem, "Makkhi" ist nicht weniger als ein riesengroßes Vergnügen – und wer könnte schon der Aussicht auf ein Fliegenballett widerstehen?

Fazit: "Makkhi – Die Rache der Fliege" ist eine bunte Mischung aus zuckersüßer Bollywood-Romanze und skurriler Rachekomödie, die ihre grandiose Prämisse gekonnt ausspielt und trotz einer recht einfallslosen Dramaturgie ein Riesenspaß ist.

Wertung: 8 Punkte.


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