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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 4. September 2013

Klassiker-Rezension: DAS GOLDENE SCHWERT DES KÖNIGSTIGERS (1967)

Originaltitel: Dubei dao; Englischsprachiger Titel: One-armed Swordsman
Regie: Chang Cheh, Drehbuch: Ni Kuang und Chang Cheh, Musik: Wang Fu-ling
Darsteller: Jimmy Wang Yu, Lisa Chiao Chiao, Tien Feng, Angela Pan Yin-tze, Tang Ti, Yang Chih-Ching, Fan Mei-Sheng, Wong Sai-Git, Ku Feng, Liu Chia-Liang, Yuen Woo-Ping
 Dubei dao
(1967) on IMDb Rotten Tomatoes: -; FSK: -; Dauer: 111 Minuten.
Dem jungen Kämpfer Fang Gang (Jimmy Wang Yu, "Duell der Giganten") wird im Streit von Pei-er (Angela Pan Yin-tze, Jackie Chans Mutter in "In 80 Tagen um die Welt"), der Tochter seines Meisters, der Schwertarm abgeschlagen. Autsch! Voller Verzweiflung flieht er und wird von dem jungen Bauernmädchen Xiao Man (Lisa Chiao Chiao, "Haruschi – Das blanke Schwert der Rache") gesundgepflegt, das ihm schließlich neuen Lebensmut gibt. Fang Gang bleibt bei Xiao Man und lernt, das Schwert meisterhaft mit der Linken zu führen. Das kommt ihm sehr zupaß, als sein alter Meister Qi Ru Feng (Tien Feng, "Meister aller Klassen") in tödliche Gefahr gerät und nur Fang Gang ihn noch retten kann ...

Kritik:
"Das goldene Schwert des Königstigers", heutzutage wohl deutlich besser bekannt unter seinem eingängigen englischsprachigen Titel "One-Armed Swordsman", erreichte als erster Film in Hongkong mehr als eine Million Kinozuschauer und gilt als die Mutter der modernen chinesischen Martial-Arts-Filme. Tatsächlich erkennt man, daß sich noch heute viele Filme des Genres an Versatzstücken dieses Klassikers bedienen, meist allerdings, ohne dessen große Klasse zu erreichen. Regisseur Chang Cheh ("Die unbesiegbaren Fünf") wiederum orientierte sich formal deutlich an den Italo-Western eines Sergio Leone respektive den Samuraifilmen des japanischen Meisterregisseurs Akira Kurosawa (die sich gegenseitig beeinflußt haben), ohne jedoch seine inhaltliche Eigenständigkeit aufzugeben.

Dabei ist der Film entgegen der Erwartungen, die man heutzutage an die alten Kung Fu-Filme der Shaw Brothers hat, eigentlich gar nicht so actionbetont geraten. Das deutlich erkennbare Kunstblut, das seit jeher ein Markenzeichen dieser Art von Filmen ist, fließt und spritzt zwar hin und wieder reichlich – speziell natürlich in der Szene, die dem Film seinen englischen Titel beschert hat –, aber bei weitem nicht so übertrieben wie bei zahlreichen Nachahmern. Für Regisseur und Co-Autor Chang dient seine zwar recht pathetische, aber gefühlvolle und sogar leicht philosophisch angehauchte Story trotz einiger Logikfehler keineswegs nur dazu, das Publikum geschwind von einer spektakulären Kampfszene zur nächsten zu führen. Nein, Chang nimmt seine bei allem Pathos doch erfreulich authentisch wirkenden Figuren und ihre Gefühle, Sorgen und Nöte aufrichtig ernst und sorgt auf diese Weise dafür, daß man mit ihnen mitfiebert. Und das weniger obwohl, sondern gerade weil Protagonist Fang Gang kein strahlender Held ist, sondern eher eine gebrochene oder zumindest getriebene Persönlichkeit mit Schwächen und Selbstzweifeln.

Dennoch gibt es natürlich zahlreiche Kampfszenen, die aber meist flüssig in die Dramaturgie eingebunden und in stimmungsvollen historischen Kulissen zu für asiatische Historienfilme so typischer, leicht übertrieben pompöser Musik erwartungsgemäß brillant in Szene gesetzt sind. Die schauspielerischen Darbietungen sind dagegen nicht wirklich der Weisheit letzter Schluß; daß die kämpferischen Fähigkeiten der Akteure beim Casting deutlich im Vordergrund standen, ist offensichtlich, aber auch verständlich und letzten Endes nicht übermäßig störend, zumal zumindest Hauptdarsteller Jimmy Wang Yu eine sehr ordentliche Leistung abliefert.

Fazit: "Das goldene Schwert des Königstigers" ist völlig zurecht ein Klassiker der chinesischen Martial Arts-Filme, der nicht nur mit den üblichen, grandios choreographierten Kampfszenen begeistert, sondern auch mit einer wohltuend ernsten Handlung und glaubwürdigen Figuren.

Wertung: 9 Punkte.

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