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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 8. August 2012

ROBIN HOOD (2010)

Regie: Sir Ridley Scott, Drehbuch: Brian Helgeland, Musik: Marc Streitenfeld
Darsteller: Russell Crowe, Cate Blanchett, Oscar Isaac, Max von Sydow, William Hurt, Mark Strong, Danny Huston, Kevin Durand, Scott Grimes, Mark Addy, Matthew Macfadyen, Alan Doyle, Eileen Atkins, Gerard McSorley, Robert Pugh, Léa Seydoux, Luke Evans
Robin Hood
(2010) on IMDb Rotten Tomatoes: 43% (5,4); weltweites Einspielergebnis: $321,7 Mio.
FSK: 12, Dauer: 148 Minuten.

Im Jahr des Herrn 1199 ist Robin Longstride (Russell Crowe, "Gladiator", "Man of Steel") ein einfacher, aber bei den ihm unterstellten Männern sehr geachteter Bogenschütze in der Armee des englischen Königs Richard Löwenherz (Danny Huston, "Zorn der Titanen") und Veteran des Dritten Kreuzzuges gegen die Moslems. Auf dem Rückweg nach England befiehlt Richard, eine französische Burg zu belagern, was der desillusionierte Robin dem König gegenüber mit deutlichen Worten kritisiert. Als Folge werden Robin und einige seiner Kameraden vom König festgenommen und sollen nach dem Ende der Belagerung verurteilt werden – doch dazu kommt es nicht, da Richard Löwenherz kurz darauf von einem französischen Pfeil tödlich verwundet wird. Im daraufhin entstehenden Chaos können Robin, die mit ihm inhaftierten Bogenschützen Will Scarlett (Scott Grimes aus den TV-Serien "Emergency Room" und "Band of Brothers") und Allan A'Dayle (der kanadische Musiker Alan Doyle) sowie der Soldat Little John (Kevin Durand, "Real Steel") fliehen und wollen sich auf eigene Faust zurück nach England durchschlagen. Auf dem Weg stoßen sie auf die Überreste eines soeben erfolgten Hinterhalts auf englische Ritter, die die Heimat vom Tod des Königs unterrichten sollten. Robin verspricht dem sterbenden Sir Robert Loxley, sein Schwert seinem Vater (Max von Sydow, "Das siebente Siegel", "Extrem laut & unglaublich nah") in Nottingham zu bringen, außerdem will er die Krone von Richard Löwenherz, die die von Robin und seinen Männern gestörten Attentäter nicht fanden, der Königsmutter überreichen. Die Gefährten halten es daher für eine gute Idee, die Rüstungen und vorübergehend auch die Identitäten der getöteten Ritter zu übernehmen, um auf diese Weise bevorzugte Plätze auf den Schiffen nach England zu erhalten (und später die Rüstungen zu Geld zu machen). Dummerweise geraten sie durch diese Entscheidung ungewollt ins Zentrum einer riesigen politischen Verschwörung rund um den heimlich für den französischen König arbeitenden Sir Godfrey (Mark Strong, "The Guard") ...

Kritik:
Nicht ganz zu Unrecht wird das Historienepos von Sir Ridley Scott ("Alien") von so manchem Kritiker als "Robin Hood Begins" bezeichnet, denn tatsächlich handelt es sich um eine Art Vorgeschichte von Robin und seinen fröhlichen Männern. Allerdings macht das aus "Robin Hood" noch keinen völlig neuartigen Film über den legendären Bogenschützen, denn gerade der ungewöhnliche Beginn in Frankreich nimmt sich doch recht deutliche Anleihen bei Richard Lesters oft unterschätzten Film "Robin und Marian" aus dem Jahr 1976 mit Sean Connery und Audrey Hepburn in den Titelrollen.

Der betont realistische Ansatz, den Scott für seine Version der Geschichte gewählt hat, funktioniert jedenfalls recht gut. Die Action spielt etwas überraschend eine eher untergeordnete Rolle, stattdessen läßt sich der Film viel Zeit für die Politik und für die Charaktere. Letzteres allerdings leider immer noch nicht genügend, denn die Zahl der bedeutenden Nebenfiguren ist schlicht so groß, daß zwangsläufig etliche von ihnen nicht ihr volles Potential ausschöpfen können. Besonders angesichts der ausnahmslos gelungenen Besetzung mit vielen Stars und gut ausgewählten Charakterdarstellern ist das sehr schade. Glänzen können natürlich Russell Crowe in der Titelrolle und Cate Blanchett als Lady Marion (auch wenn streng genommen beide angesichts des Prequel-Charakters des Films deutlich zu alt für ihre Rollen sind), zumindest als einzelne Personen. Als Liebespaar harmonieren die beiden weniger gut, aber da ihre Romanze sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist das halb so wild. Auch Mark Strong überzeugt als fieser Sir Godfrey wieder einmal, heimlicher Star des Films ist jedoch eindeutig der zum Zeitpunkt des Kinostarts von "Robin Hood" 81-jährige Max von Sydow, der als Marions Schwiegervater Sir Walter Loxley vor Elan und Charisma geradezu sprüht.

Zu den Rollen, die zu kurz kommen, zählen vor allem Robins Gefolgsleute, König John (Oscar Isaac, "Drive", "Agora") und der Sheriff von Nottingham (Matthew Macfadyen, "Anna Karenina") sowie der aufrichtige Schatzmeister William Marshall (OSCAR-Gewinner William Hurt, "Der unglaubliche Hulk"). All diese Charaktere haben gute Momente, aber man kann sich kaum des Eindrucks erwehren, sie wären nur schon vorbereitet worden auf ihren Haupteinsatz in einer eventuellen Fortsetzung, die dann wohl mehr den klassischen Robin Hood-Filmen entsprechen würde. Angesichts des eher mittelmäßigen kommerziellen Erfolges von Scotts Film wird es dazu aber wohl nicht kommen.

In technischer Hinsicht ist – wie bei einem Film von Sir Ridley Scott nicht anders zu erwarten wenig zu bemängeln, wenngleich die Inszenierung der Endschlacht phasenweise etwas wirr erscheint und nicht an vergleichbare Highlights in "Gladiator" oder "Königreich der Himmel" heranreicht. Die Musik des relativ unbekannten Marc Streitenfeld ("The Grey – Unter Wölfen") ist durchaus hörenswert, aber auffällig frei von Höhepunkten. Was man streng genommen über den ganzen Film sagen kann. "Robin Hood" gefällt und unterhält über weite Strecken, aber er begeistert niemals und berührt auch nur selten emotional. Zudem schleichen sich nach der spannenden ersten Filmstunde einige Längen in das 140-Minuten-Epos ein und so manche Handlungsentwicklung wirkt etwas holprig. Vor allem den (auch noch moralisch fragwürdigen) Erzählstrang über die "Kindersoldaten", die Robin und Marion unterstützen, hätte Scott sich lieber sparen sollen.

Fazit: "Robin Hood" ist ein ehrenwerter Versuch, die oft erzählte Legende des englischen Kämpfers für die Gerechtigkeit in ein neues, realistischeres Licht zu rücken. Ähnlich wie bei "King Arthur" erweist sich ein solcher Ansatz jedoch als zwar interessant und durchaus vielversprechend, kann aber trotz starker Besetzung aufgrund von Schwächen in Handlung, Figurenzeichnung und Erzähltempo sein vorhandenes Potential bei weitem nicht ausschöpfen.

Wertung: 7 Punkte.


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