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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 23. Mai 2012

DIE ROYAL TENENBAUMS (2001)

Regie: Wes Anderson, Drehbuch: Owen Wilson, Wes Anderson, Musik: Mark Mothersbaugh
Darsteller: Ben Stiller, Gene Hackman, Anjelica Huston, Gwyneth Paltrow, Bill Murray, Owen Wilson, Luke Wilson, Danny Glover, Seymour Cassel, Grant Rosenmeyer, Jonah Meyerson
 The Royal Tenenbaums
(2001) on IMDb Rotten Tomatoes: 80% (7,5); weltweites Einspielergebnis: $71,4 Mio.
Die Tenenbaums sind ein Paradebeispiel für das, was man im allgemeinen als dysfunktionale Familie bezeichnet. Vater Royal (Gene Hackman), ein exzentrischer Anwalt, hatte sich 22 Jahre lang von Frau und Kindern abgesetzt. Als er nun zurückkehrt, muß er erkennen, daß seine eigentlich hochtalentierten Sprößlinge ohne Vaterfigur ziemlich vermurkst wurden. Richie (Luke Wilson) hat seine erfolgreiche Profi-Tennis-Karriere nach einem Nervenzusammenbruch auf dem Court an den Nagel gehängt und sich seitdem nicht richtig davon erholt, zumal er seit langem in seine Adoptivschwester Margot (Gwyneth Paltrow) verliebt ist; diese wiederum, eine Theater-Autorin, ist wenig glücklich verheiratet mit einem deutlich älteren Psychiater (Bill Murray); Chas ist ein Finanzgenie, aber seit dem Unfalltod seiner Frau geradezu manisch um die Sicherheit seiner beiden Söhne besorgt. Und Royals Ehefrau Ethel (Anjelica Huston) ist inzwischen mit ihrem Buchhalter Henry (Danny Glover) liiert. Kann der von seinen Verwandten nicht gerade freudig empfangene Royal sich nach seiner langen Abwesenheit wohl wieder in das familiäre Chaos einfügen und vielleicht sogar etwas wiedergutmachen?

Kritik:
"Die Royal Tenenbaums" bedeutete für Regisseur Wes Anderson den Durchbruch in Hollywood, noch mehr als zehn Jahre danach ist es mit Abstand sein kommerziell erfolgreichster Film. Zwar konnte er bereits mit seinem Debüt "Bottle Rocket" und vor allem mit der sensiblen Tragikomödie "Rushmore" die Aufmerksamkeit der Kritiker erringen, doch erst mit seiner ironischen Parabel über eine höchst ungewöhnliche Familie geriet er so richtig in den Fokus der Öffentlichkeit. Vielleicht ist gerade dieser Erfolg von "Die Royal Tenenbaums" die Erklärung dafür, warum es von allen Anderson-Werken dasjenige ist, das ich am wenigsten mag. Zwar will ich keineswegs behaupten, daß der Film den Mainstream bedient. Aber er ist eindeutig weniger subtil und sympathisch als alle seine anderen Filme seit "Rushmore".

Tatsächlich ist "sympathisch" wohl der entscheidende Begriff für meine Reserviertheit den Tenenbaums gegenüber. Selbst nach zweimaliger Betrachtung werde ich mit sämtlichen Familienmitgliedern nicht wirklich warm. Die Tenenbaums in all ihrer Verschrobenheit sind vielleicht nicht direkt unsympathisch, taugen für mich aber eindeutig nicht als Sympathieträger. Dafür kommen eher noch die Protagonisten am Rande der Familie infrage, etwa der von Bill Murray gewohnt unterhaltsam verkörperte lakonische Psychiater, Richies bester Freund Eli (Owen Wilson) oder Ethels Verehrer Henry. Die Tenenbaums selbst sind für meinen Geschmack etwas zu übertrieben dargestellt, zu bizarr, zu neurotisch.

Natürlich sind die intelligenten Dialoge wie immer bei Anderson voll von skurriler Komik, die Figuren – auch wenn sie mir nicht sonderlich sympathisch sind – gut ausgearbeitet und die Darstellerleistungen einwandfrei. Vor allem Gene Hackman, der von Anderson erst zur Annahme der Rolle überredet werden mußte, präsentiert in seinem viertletzten Film vor seinem Rückzug von der Schauspielerei noch einmal sein ganzes Können. Diese Stärken trösten über manches hinweg, das mir an der tragikomischen Geschichte der Tenenbaums mißfällt.

Fazit: "Die Royal Tenenbaums" ist eine intelligente, durchaus tiefsinnige und phasenweise sehr komische Familiengeschichte, deren bizarrer Humor und die neurotischen Protagonisten aber gewöhnungsbedürftig sind.

Wertung: 7 Punkte.


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