Originaltitel: John Carter
Regie: Andrew Stanton, Drehbuch: Andrew Stanton, Mark
Andrews, Michael Chabon, Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Taylor Kitsch, Lynn Collins, Mark Strong, Ciarán
Hinds, Dominic West, James Purefoy, Bryan Cranston, Daryl Sabara
Motion-Capture-Darsteller: Willem Dafoe, Thomas Haden
Church, Samantha Morton, Polly Walker
Ende des 19. Jahrhunderts: Der desillusionierte amerikanische
Bürgerkriegsveteran John Carter (Taylor Kitsch aus "X-Men Origins: Wolverine" und
der TV-Serie "Friday Night Lights") ist seit langem auf der Suche
nach einer legendenumwobenen Höhle im Indianergebiet, in der es einen riesigen
Goldschatz geben soll. Doch als er die Höhle durch einen Zufall endlich findet,
wird er prompt durch ein mystisches Amulett auf den Mars transportiert! Entgegen
landläufiger Annahmen erweist sich der rote Planet rasch als keineswegs frei
von Leben, denn Carter wird von einem archaischen non-humanoiden Kriegervolk,
den Tharks, gefangen genommen. Da Carter aufgrund der im Vergleich zur Erde
veränderten Schwerkraftverhältnisse auf dem Mars quasi Superkräfte besitzt,
kann er schnell den Respekt der Tharks erringen. Als er einer humanoiden Frau
namens Dejah (Lynn Collins, "Der Kaufmann von Venedig"), deren fliegendes Schiff von Verfolgern
abgeschossen wurde, das Leben rettet, wird Carter prompt in einen
langanhaltenden Krieg zwischen den Städten Zadonga (böse) und Helium (gut)
hineingezogen – denn Dejah ist die Prinzessin von Helium ...
Kritik:
"John Carter vom Mars" ist eine Science Fiction/Fantasy-Roman-Reihe, die "Tarzan"-Autor Edgar Rice Burroughs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schrieb und die lange Zeit ausgesprochen populär war. Zwar ist sie heutzutage etwas in Vergessenheit geraten, doch dienten die Bücher als Inspirationsquelle für zahllose andere Autoren (u.a. Michael Moorcock, Ray Bradbury, H.P. Lovecraft) und auch Filmemacher (George Lucas, James Cameron). Insofern ist es schon etwas tragisch, daß nun die erste Kino-Verfilmung dieser Geschichte – zugleich das Realfilm-Debüt von Pixar-Regisseur Andrew Stanton ("WALL-E", "Findet Nemo") – ab dem ersten Trailer von vielen Zuschauern des geistigen Diebstahls bei "Star Wars" und Co. bezichtigt wurde ...
"John Carter vom Mars" ist eine Science Fiction/Fantasy-Roman-Reihe, die "Tarzan"-Autor Edgar Rice Burroughs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schrieb und die lange Zeit ausgesprochen populär war. Zwar ist sie heutzutage etwas in Vergessenheit geraten, doch dienten die Bücher als Inspirationsquelle für zahllose andere Autoren (u.a. Michael Moorcock, Ray Bradbury, H.P. Lovecraft) und auch Filmemacher (George Lucas, James Cameron). Insofern ist es schon etwas tragisch, daß nun die erste Kino-Verfilmung dieser Geschichte – zugleich das Realfilm-Debüt von Pixar-Regisseur Andrew Stanton ("WALL-E", "Findet Nemo") – ab dem ersten Trailer von vielen Zuschauern des geistigen Diebstahls bei "Star Wars" und Co. bezichtigt wurde ...
Tatsächlich läßt sich kaum leugnen, daß der Look von "John
Carter" stark an "Star Wars" erinnert – aber das ist ja generell
nichts Schlechtes und glücklicherweise gibt es eindeutig genügend Unterschiede,
damit Stantons Film stets eigenständig bleibt. Daß ich während der etwa 130
Minuten zusätzlich mehrere Male an Werke wie "Conan, der Barbar",
"Stargate" oder – kein Scherz! – die guten alten Winnetou-Filme
erinnert wurde, zeigt wohl auch und vor allem den großen Einfluß von Burroughs
Werken beziehungsweise die Universalität seiner Themen auf.
Lobenswert ist, wie ungewöhnlich viel Zeit sich Stanton
läßt, um dem Publikum diese fremde Welt auf dem Mars nahezubringen. Vor allem
die Tharks und ihre Kultur werden im ersten Drittel recht ausführlich
beleuchtet, weshalb aus Sicht des Zuschauers auch problemlos und schnell eine emotionale Bindung zu den
non-humanoiden Wesen hergestellt wird. Die Einführung der Städte Zadonga und Helium und ihrer humanoiden Bewohner ist leider deutlich
oberflächlicher geraten, erfüllt für die Story dieses (hoffentlich) ersten
Mars-Films aber durchaus ihren Zweck. Dennoch ist es schade, daß die beiden
Herrscher und dabei speziell der Bösewicht Sab Than (Dominic West aus
"300" und der Serie "The Wire") nicht über reinen
zweckdienlichen Nebenrollenstatus hinauskommen. Auch Matai Shang (Mark Strong, "The Guard"),
der mysteriöse Strippenzieher hinter den Kulissen, zeigt noch viel
Entfaltungspotential auf. Aber das ist nunmal das obligatorische Problem eines
Films, der sein Publikum in eine reichhaltige und detaillierte neue Welt
einführen soll: Es gibt durch die Buchvorlage so viele wichtige Figuren und
Handlungsorte, daß man nicht bereits im ersten Film alle von ihnen so komplex
darstellen kann, wie sie es verdient hätten. Dafür heißt es, auf eine Fortsetzung
zu hoffen.
Die Hauptfiguren werden von "John Carter" jedoch
überzeugend eingeführt. John Carter mag zwar nicht der tiefgründigste aller
Filmhelden sein, aber durch seine Geschichte auf der Erde, die zu Beginn sowie
später durch sporadische kurze Flashbacks angedeutet wird, gewinnt er an
Konturen und Taylor Kitsch verkörpert ihn mit einer passenden Mischung aus Schnoddrigkeit,
Humor und einem Schuß Pathos. Eine echte Entdeckung ist zudem Lynn Collins,
deren Charisma und exotische Schönheit die Mars-Prinzessin zu einem sehr
interessanten Charakter macht. Und auch die per Motion-Capture-Verfahren
kreierten Tharks wirken absolut glaubwürdig.
Generell sind die visuellen Effekte und der 3D-Einsatz des
teuren Films zwar nur selten spektakulär, aber alles in allem gut gelungen. An
"Avatar"-Niveau kommt die technische Seite zwar nicht heran, aber es
gelingt, den Mars und seine Bevölkerungsgruppen plausibel, wenn auch vor allem
in den Städten mitunter etwas steril zum Leben zu erwecken. Dazu trägt Michael Giacchinos sehr schöner epischer Soundtrack kräftig bei.
Die größte Schwäche von "John Carter" ist sein
unausgewogenes Erzähltempo. Wo er sich in den ersten beiden Filmdritteln noch
lobenswert viel Zeit nimmt, um seine übrigens mit diversen Metaphern auf die irdische Gesellschaft gespickte Geschichte zu erzählen – auch wenn
dadurch im Mittelteil ein paar Längen entstehen –, geht es im Showdown
zu sehr Schlag auf Schlag. Das ist schade, denn eine leichte Straffung zu Beginn in
Kombination mit einem ausführlicheren letzten Akt hätte "John Carter"
eindeutig gutgetan.
Fazit: Einige seelenlos bleibende Nebenfiguren und die für
Hollywood-Blockbuster nicht unüblichen Tempoprobleme beeinträchtigen das
Kinovergnügen, aber insgesamt ist "John Carter" für sich genommen ein
schönes, im besten Sinne altmodisches Fantasy-Abenteuer für die ganze Familie geworden.
Wertung (ohne eigene Kenntnis der literarischen Vorlage): 8 Punkte.
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